hEDS Studie: Immunsystem im Fokus
hEDS: Neue Studie deckt Immunstörungen beim Ehlers-Danlos-Syndrom auf
Was ist das hypermobile Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS)?
Das hypermobile Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS) ist der häufigste Typ der Ehlers-Danlos-Syndrome und galt bislang vor allem als reine Bindegewebsstörung. Im Gegensatz zu anderen EDS-Typen gibt es jedoch keinen spezifischen genetischen Marker oder andere eindeutige Bluttests für hEDS, was Diagnose, Forschung und Therapie erschwert.
Neue Erkenntnisse: Rolle des Immunsystems bei hEDS
Eine neue Studie zeigt nun, dass auch das Immunsystem eine zentrale Rolle spielen könnte. Forschende fanden in Blutproben von hEDS-Patientinnen deutliche Veränderungen in über 30 Proteinen, insbesondere im Komplementsystem. Das Komplementsystem ist ein wichtiger Teil der Immunabwehr.
Diese Ergebnisse stellen die bisherige Sichtweise infrage und deuten darauf hin, dass hEDS nicht nur zu schwachem Bindegewebe führt, sondern dass es sich um eine Erkrankung mit immunologischer Komponente handelt. Dies könnte langfristig neue Möglichkeiten für Diagnostik und Therapie eröffnen.
Ein genauerer Blick in die Studie
Die Forschenden analysierten das Blut von 29 Frauen mit hEDS und 29 gesunden Kontrollpersonen mithilfe einer Methode zur Identifizierung und Quantifizierung von Proteinen. Dabei wurden 35 Proteine gefunden, die sich bei hEDS signifikant von denen der Kontrollpersonen unterschieden.
Zentrale Ergebnisse
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80 % der veränderten Proteine waren mit Immun-, Gerinnungs- oder Entzündungsprozessen verknüpft.
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43 % dieser Proteine gehörten zum sogenannten Komplementsystem, einem zentralen Bestandteil der Immunabwehr.
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Bestätigende Tests (ELISA) bei einer größeren Gruppe zeigten verringerte Spiegel mehrerer Komplementproteine (C1QA, C3, C8A, C8B, C9) bei hEDS-Betroffenen.
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Eine Analyse von Zytokinen ergab, dass die Signalwege zwischen Immunzellen gestört sind, was auf eine fehlregulierte Entzündungsreaktion hindeutet.
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Auch die Kommunikation von Immunzellen war beeinträchtigt.
Bedeutung der Studienergebnisse
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Störungen des Immunsystems ein zentrales Merkmal von hEDS sein könnten. Damit wird die bisherige Sichtweise, hEDS sei ausschließlich eine Bindegewebsstörung, infrage gestellt. Wahrscheinlich spielen sowohl Immunfehlfunktionen als auch Bindegewebsprobleme zusammen eine Rolle.
Auch die Erfahrungsberichte vieler Betroffener, die immunbedingte Symptome aufweisen, bestätigen diese Sichtweise.
Die Studie ist die erste ihrer Art und erfordert Bestätigung in Folgestudien mit einer größeren Anzahl an Teilnehmenden. Künftige Forschung soll klären, wie diese Proteinveränderungen mit Symptomen zusammenhängen, ob die Immunveränderungen Ursache oder Folge sind und ob sich daraus neue diagnostische oder therapeutische Ansätze ergeben.
Fazit: hEDS betrifft mehr als nur Bindegewebe
Während diese Studie wichtige Hinweise zur Rolle des Immunsystems bei hEDS liefert, ist es wichtig zu betonen, dass hEDS weit mehr als nur Bindegewebe und Immunsystem betrifft. Unter anderem können auch Blutgerinnung, Muskeln, Koordination, das Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System sowie der Magen-Darm-Trakt betroffen sein.
All dies zeigt, dass hEDS eine vielschichtige Erkrankung ist, die mehrere Körpersysteme gleichzeitig beeinträchtigen kann und sich vermutlich nicht auf eine einzige Ursache zurückführen lässt. Um die komplexen Mechanismen und Ursachen von hEDS besser zu verstehen, sind noch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen nötig.
🔗 Quelle:
„Proteomic discoveries in hypermobile Ehlers–Danlos syndrome reveal insights into disease pathophysiology“ in ImmunoHorizons, 2025, 9(10), vlaf044, 17.09.2025
Link zur Studie




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