POTS: Frauen warten länger auf Diagnose – Studie enthüllt Unterschiede

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei POTS

Warum Frauen oft länger auf ihre Diagnose warten

Das posturale orthostatische Tachykardie-Syndrom (POTS), welches sehr häufig als
Komorbidität von EDS auftritt, ist eine Erkrankung des autonomen Nervensystems, die zu
Beschwerden wie z.B. Herzrasen, Schwäche und Kreislaufproblemen im Stehen führt. Eine
neue australische Studie zeigt nun, dass Frauen und Männer POTS unterschiedlich erleben
– mit deutlichen Folgen für die Diagnose.

Was wurde untersucht?

Analysiert wurden Daten von 500 Personen mit ärztlich bestätigtem POTS aus dem
australischen POTS-Register (2021–2024). Erfasst wurden:
Symptomschwere (COMPASS-31-Fragebogen)
Lebensqualität (EuroQol-5D)
– Dauer und Ablauf der Diagnosestellung

Zentrale Ergebnisse:

Stärkere Beschwerden bei Frauen: Frauen berichteten deutlich schwerere Symptome
des autonomen Nervensystems als Männer.
Ähnliches Suchverhalten: Beide Geschlechter suchten ähnlich oft ärztliche Hilfe auf –
Frauen erhielten ihre Diagnose aber später.
Längere Wartezeit: Frauen warteten im Schnitt 7 Jahre auf die Diagnose, Männer nur 3,8.
Die Wahrscheinlichkeit, über 10 Jahre zu warten, war bei Frauen deutlich höher.
Trotzdem vergleichbare Lebensqualität: Frauen zeigten trotz stärkerer Beschwerden
keine schlechtere psychische Gesundheit oder Lebensqualität als Männer.

Was bedeutet das?

Die Unterschiede lassen sich nicht durch das Verhalten der Betroffenen erklären. Vielmehr
deuten die Ergebnisse darauf hin, dass ärztliche Wahrnehmung und Bewertung von
Symptomen geschlechtsspezifisch unterschiedlich ausfallen. Die Forschenden fordern
daher weitere Studien zur Rolle ärztlicher Vorurteile bei POTS-Diagnosen.

Fazit:

Frauen mit POTS erleben stärkere Symptome und müssen länger auf eine Diagnose warten
– trotz vergleichbarer Hilfe-Suche.

→ Umso wichtiger sind Sensibilisierung und geschlechtersensible Diagnostik in der
Medizin!

Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40138180/

 

Autor: Levin Anders

Portrait: Levin Anders

Diagnosekriterien für hEDS & HSD - Ärztin mit Checkliste

hEDS/HSD – Diagnosekriterien im Überblick

Neue Diagnosekriterien (hEDS/HSD) – Was hat sich geändert?

 

Das Ehlers-Danlos Syndrom (EDS) ist eine Gruppe seltener genetischer Bindegewebsstörungen, die mit Gelenkhypermobilität, Hautveränderungen und verschiedenen systemischen Symptomen einhergehen. Besonders der hypermobile EDS-Typ (hEDS) und das Hypermobilitätsspektrum (HSD) sind häufig diagnostizierte, aber oft schwer abgrenzbare Erkrankungen.

Die Ehlers-Danlos Society hat nach langjähriger Forschung und internationalem Konsens aktualisierte Diagnosekriterien für hEDS und HSD veröffentlicht. Diese Änderungen sollen die Diagnosestellung präziser und klinisch relevanter machen.

In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Neuerungen zusammen und erklären, was das für Betroffene und Ärzte bedeutet.

Warum neue Kriterien?

Bisher basierte die Diagnose von hEDS auf den 2017er Kriterien, die jedoch einige Schwächen hatten:

  • Unklare Abgrenzung zwischen hEDS und HSD
  • Fehlende genetische Marker (hEDS ist die einzige EDS-Form ohne bestätigtes Gen)
  • Heterogene Symptomausprägungen, die zu Fehldiagnosen führten

Die Revision zielt darauf ab:

Präzisere Diagnosekriterien für hEDS und HSD
Bessere Differenzierung von anderen Bindegewebserkrankungen
Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse zu Begleitsymptomen

 

Die wichtigsten Änderungen im Überblick

Neue Klassifikation: hEDS vs. HSD

Die Unterscheidung zwischen hypermobilem EDS (hEDS) und Hypermobilitätssyndrom (HSD) bleibt bestehen, aber mit klarereren Leitlinien:

Kriterium hEDS (2024) HSD (2024)
Gelenkhypermobilität Generalisiert (Beighton-Score ≥6 bei Erwachsenen, ≥5 bei Kindern) Lokalisiert/Peripher/Generalisiert, aber nicht alle hEDS-Kriterien erfüllt
Systemische Manifestationen Mind. 2 Organsysteme betroffen (z. B. Haut, Herz, GI-Trakt) Keine oder milde systemische Beteiligung
Familienanamnese Erhöhte Wahrscheinlichkeit bei Verwandten 1. Grades Kein eindeutiger familiärer Zusammenhang

Beighton-Score bleibt, aber mit Anpassungen

Der Beighton-Score zur Erfassung der Gelenkhypermobilität bleibt zentral, jedoch:
🔹 Neue Altersanpassungen: Strengere Grenzwerte für Erwachsene (≥6 statt ≥5)
🔹 Berücksichtigung von „verlorener Hypermobilität“: Ältere Patienten mit früherer Hyperflexibilität werden miteinbezogen

Erweiterte systemische Kriterien für hEDS

Nicht nur Gelenke, sondern auch andere Organsysteme müssen beteiligt sein:

  • Haut: Überdehnbarkeit, atrophe Narben, fragile Haut
  • Kardiovaskulär: Orthostatische Intoleranz (z. B. POTS), Mitralklappenprolaps
  • Gastrointestinal: Motilitätsstörungen, Reflux, funktionelle Magen-Darm-Probleme
  • Neurologisch: Kleinfaser-Neuropathie, chronische Schmerzen

HSD wird weiter unterteilt

Das Hypermobilitätsspektrum (HSD) wird nun in drei Subtypen klassifiziert:

  1. Generalisiertes HSD (G-HSD) – Betrifft mehrere Gelenke
  2. Peripheres HSD (P-HSD) – Nur Hände/Füße hypermobil
  3. Lokalisiertes HSD (L-HSD) – Einzelne Gelenke betroffen

Was bedeutet das für Betroffene?

 

Positiv: Präzisere Diagnosen

  • Klarere Abgrenzung zwischen hEDS und HSD
  • Bessere Anerkennung systemischer Symptome (z. B. autonome Dysfunktion)

Herausforderungen: Strengere Kriterien

  • Einige Patienten, die früher als hEDS galten, könnten jetzt als HSD eingestuft werden
  • Genetische Forschung bleibt essenziell, da hEDS weiterhin kein bestätigtes Gen hat

Diagnostischer Prozess

  1. Klinische Untersuchung (Beighton-Score, Haut, Herz)
  2. Ausschluss anderer EDS-Typen (z. B. vEDS, cEDS durch Gentests)
  3. Systemische Bewertung (Neurologie, Kardiologie, Gastroenterologie)

Ein Schritt in die richtige Richtung

 

Die neuen Kriterien für hEDS und HSD bringen mehr Klarheit in die Diagnosestellung. Betroffene profitieren von einer ganzheitlicheren Betrachtung ihrer Symptome, während Ärzte eine bessere Differenzierung vornehmen können.

Trotzdem bleibt hEDS eine klinische Diagnose, und weitere Forschung ist nötig, um genetische Ursachen zu identifizieren.

🔗 Weitere Infos:

Habt ihr die neuen Kriterien schon bei eurer Diagnose erlebt? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren!

Zusammenfassung der wichtigsten Änderungen:

Strengere Beighton-Score-Grenzwerte
Systemische Kriterien für hEDS erweitert
HSD jetzt mit drei Subtypen
Mehr Fokus auf Begleiterkrankungen (POTS, GI-Probleme)

Bleibt informiert und tauscht euch aus – denn nur durch Aufklärung und Forschung können wir die Versorgung von EDS- und HSD-Patienten verbessern! 💙

Pride Month - Zwei Zebras, eines in Schwarz Weiß, das andere in Regenbogenfarben

Warum der Pride Month für die EDS- und HSD-Community wichtig ist

Pride Month und seltene Erkrankungen: Warum EDS & HSD von LGBTQ+-Sichtbarkeit profitieren

Mehr als nur eine Feier – es geht um Sichtbarkeit, Inklusion und Advocacy

Der Pride Month ist eine Zeit der Selbstbejahung, der Solidarität und des Kampfes für Gleichberechtigung. Doch für viele Menschen mit Ehlers-Danlos Syndrom (EDS) oder Hypermobilitäts-Spektrum-Störungen (HSD) hat dieser Monat eine noch tiefere Bedeutung. Denn Studien zeigen: Menschen mit EDS/HSD identifizieren sich überdurchschnittlich häufig als LGBTQIA+ und sind häufiger neurodivergent (z. B. Autismus, ADHS).

Doch warum ist das so? Und welche Herausforderungen ergeben sich daraus – besonders im Gesundheitswesen? Dieser Blogbeitrag beleuchtet die intersektionalen Erfahrungen von queeren und chronisch kranken Menschen und erklärt, warum der Pride Month auch für die EDS/HSD-Community so wichtig ist.

1. Nicht alle Streifen sind schwarz-weiß: EDS/HSD & LGBTQIA+ Identität

Die EDS-Community nutzt das Zebra als Symbol – denn „nicht alle Streifen sind gleich“. Das passt perfekt zur Vielfalt innerhalb der Community, denn viele Betroffene sind nicht nur mit körperlichen Herausforderungen konfrontiert, sondern navigieren auch Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung und Neurodivergenz.

Geschlechterdysphorie & EDS: Eine auffällige Korrelation

Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab:

  • 17 % der Jugendlichen mit EDS berichteten von Geschlechtsdysphorie.
  • In der Allgemeinbevölkerung sind es nur 1,3 %, die sich als trans oder nicht-binär identifizieren.

Das bedeutet: Menschen mit EDS haben ein deutlich höheres Risiko, geschlechterdiverse Erfahrungen zu machen. Doch warum?

Neurodivergenz als mögliche Brücke

Viele Menschen mit EDS/HSD sind auch neurodivergent (Autismus, ADHS). Und neurodivergente Personen identifizieren sich häufiger als queer oder trans. Die Gründe dafür sind komplex:

  • Andere Wahrnehmung von Geschlechterrollen
  • Größere Offenheit für Selbstreflexion
  • Biologische Faktoren (z. B. hormonelle Einflüsse auf Bindegewebe & Gehirnentwicklung)

Diese Überschneidungen machen deutlich: Die EDS/HSD-Community ist divers – und das sollte im Pride Month sichtbar werden!

2. Barrieren im Gesundheitswesen: Wenn queere EDS-Betroffene unsichtbar bleiben

Chronisch kranke und queere Menschen erleben im Gesundheitssystem oft doppelte Diskriminierung. Besonders trans und nicht-binäre Personen mit EDS/HSD berichten von:

🔹 Fehldiagnosen & falsche Zuweisungen

  • Symptome werden als „psychosomatisch“ abgetan.
  • Schmerzen werden fälschlicherweise auf Hormontherapien geschoben.

🔹 Mangel an inklusiver Versorgung

  • Behandelnde kennen sich oft weder mit EDS noch mit trans-spezifischer Medizin aus.
  • Viele haben Vorurteile („Ihre Beschwerden kommen nur vom Testosteron/Östrogen“).

🔹 Zugangshürden zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen

  • Bei EDS kann eine Mastektomie oder GaOP riskanter sein (schlechte Wundheilung).
  • Hormontherapie kann Bindegewebe beeinflussen, was oft nicht bedacht wird.

Fazit: Die medizinische Versorgung muss intersektionaler werden – damit queere EDS/HSD-Betroffene nicht zwischen den Stühlen sitzen.

3. Sichtbarkeit schafft Zugehörigkeit: Warum der Pride Month auch für Zebras wichtig ist

Für viele queere Menschen mit EDS/HSD ist der Pride Month eine seltene Gelegenheit, sich ganzheitlich gesehen zu fühlen. Denn:

  • In der LGBTQIA+-Community werden chronische Krankheiten oft übersehen.
  • In der EDS-Community wird Queerness manchmal noch tabuisiert.

Doch genau das muss sich ändern! Denn:

Sichtbarkeit rettet Leben

Studien zeigen:

  • Jugendliche, die sich als queer outen können, haben ein geringeres Suizidrisiko.
  • Chronisch kranke queere Menschen haben bessere Gesundheitsoutcomes, wenn sie unterstützt werden.

Solidarität stärkt die Community

Indem wir intersektionale Geschichten teilen, machen wir klar:

4. Wie wir alle inklusiver werden können

Für Betroffene:

  • Such dir safe Spaces (z. B. queere EDS-Selbsthilfegruppen).
  • Fordere gezielt Behandelnde, die sich mit EDS und LGBTQIA+-Gesundheit auskennen.

Für Angehörige & Allyes:

  • Höre zu, ohne zu urteilen.
  • Informiere dich über die Bedürfnisse queerer EDS/HSD-Betroffene.

Für das Gesundheitswesen:

  • Schulungen zu intersektionaler Medizin anbieten.
  • Zusammenarbeit mit queeren Gesundheitsnetzwerken fördern.

Inklusion ist kein Trend – sie ist eine Verpflichtung

Der Pride Month erinnert uns daran: Menschen mit EDS/HSD sind nicht nur ihre Krankheit – sie sind auch queer, neurodivergent, vielfältig. Und diese Vielfalt verdient Respekt, Sichtbarkeit und medizinische Versorgung, die alle Aspekte ihrer Identität ernst nimmt.

Egal, wie deine Streifen aussehen – du gehörst dazu!

Weiterführende Ressourcen:

Blog - Schreibtisch mit Monitor, Tastatur und Kaffeetasse

Ehlers-Danlos Blog

Blog der Deutschen Ehlers-Danlos Initiative e. V.: Wissenschaft trifft Erfahrung

Die Deutsche Ehlers-Danlos Initiative (EDI) freut sich, eine neue Rubrik auf ihrer Website anzukündigen: den Ehlers-Danlos Blog! Hier erwarten euch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, hilfreiche Tipps und vor allem persönliche Erfahrungsberichte von Betroffenen und Mitgliedern.

Warum dieser Blog so wichtig ist

Ehlers-Danlos-Syndrome (EDS) sind eine Gruppe seltener Bindegewebserkrankungen, die oft mit chronischen Schmerzen, Gelenkinstabilität und vielen weiteren Symptomen einhergehen. Betroffene kämpfen häufig mit Fehldiagnosen, mangelnder Aufklärung und sozialer Isolation.

Der neue Blog soll:

Aktuelle Forschung verständlich aufbereiten

Betroffenen eine Stimme geben

Gemeinschaft stärken und Wissen teilen

Ärzte und Angehörige sensibilisieren

 

Was erwartet euch im Ehlers-Danlos Blog?

  1. Wissenschaftliche Beiträge

Medizinische Studien zu EDS sind oft komplex und schwer zugänglich. Unser Blog bricht Fachwissen herunter und erklärt, was neue Erkenntnisse für Betroffene bedeuten.

Themen wie:

  • Neue Diagnosekriterien
  • Innovative Therapieansätze
  • Zusammenhänge mit Begleiterkrankungen (z. POTS, MCAS)

 

  1. Persönliche Erfahrungsberichte

Betroffene schreiben über ihren Alltag mit EDS, über Hürden im

Gesundheitssystem und Strategien, die helfen. Diese Geschichten sind wertvoll, weil

sie:

  • Anderen Mut machen
  • Zeigen, dass man nicht allein ist
  • Praktische Tipps für den Umgang mit EDS liefern

 

  1. Experteninterviews

Wir führen Gespräche mit Ärzten, Physiotherapeuten und Forschern, die sich mit EDS

auskennen. Sie geben Einblicke in:

  • Diagnostische Herausforderungen
  • Behandlungsmöglichkeiten
  • Rehabilitation und Selbstmanagement

 

  1. Community-Themen

Der Blog wird auch Fragen der Community aufgreifen, z. B.:

  • Wie finde ich einen EDS-erfahrenen Arzt?
  • Was hilft bei chronischer Erschöpfung?
  • Wie gehe ich mit Unsichtbarkeit der Erkrankung um?

 

Warum ihr diesen Blog unterstützen solltet

Viele EDS-Betroffene fühlen sich unsichtbar. Dieser Blog soll zeigen: Ihr seid nicht allein! Indem wir Wissen und Erfahrungen teilen, tragen wir dazu bei, dass:

✔ Ärzte EDS besser erkennen

✔ Betroffene informierte Entscheidungen treffen

✔ Die Öffentlichkeit mehr Verständnis entwickelt

Wie könnt ihr mitmachen?

Ihr habt eigene Erfahrungen, die ihr teilen möchtet? Oder Fragen, die im Blog behandelt werden sollten? Schreibt uns an! Gemeinsam können wir Aufklärung vorantreiben und das Leben mit EDS ein Stückchen leichter machen.

Besucht den neuen Blog auf unserer Website und bleibt up to date!